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Nach Knall verordnet HC Ambri-Piotta eine «Silencio Stampa»

The President of HC Ambri Piotta Filippo Lombardi,left and Head Coach Luca Cereda,right, during the press conference at the ice stadium Gottardo Arena in Ambri, Switzerland, Wednesday October 08 2025. ...
Bleibt oder geht Filippo Lombardi (sitzend)? So ganz entschieden scheint das noch nicht zu sein, trotz «Silenzio Stampa». Bild: keystone
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Ambri-Piotta hofft, mit «Hosentelefon-Verbot» durch die Krise zu kommen

Circus Maximus im Schweizer Hockey! Ambri-Piotta verhängt mit dem Segen der Liga eine «Silenzio Stampa». Dennoch dringen erste Gerüchte durch, dass Filippo Lombardi Zirkusdirektor bleiben könnte.
08.10.2025, 19:0809.10.2025, 12:23

Ambri will zur Ruhe kommen und am Freitag das wahrlich übermächtige Ajoie bodigen. Mit dem Segen der Liga ist dafür eine erste Massnahme getroffen worden: «Silenzio Stampa».

«Silenzio Stampa» (italienisch für «Presse-Stille») steht für eine Krisenmassnahme, bekannt vor allem aus dem italienischen Fussball. Spieler oder Funktionäre reden nicht mehr mit Chronistinnen und Chronisten.

Das berühmteste Beispiel: Bei der WM 1982 in Spanien kommt es rund ums italienische Nationalteam zu heftiger Polemik. Die Italiener mogeln sich mit drei kläglichen Unentschieden (0:0 Polen, 1:1 Peru, 1:1 Kamerun) durch die Gruppenphase. Nationalcoach Enzo Bearzot wird arg kritisiert, weil er den nach einer langen Sperre (wegen eines Wettskandals) gerade erst wieder spielberechtigten Stürmer Paolo Rossi aufgeboten hat.

Und siehe da: Diese «Silenzio Stampa» ist die Ruhe vor dem Sturm! Italien wird Weltmeister und Paolo Rossi Torschützenkönig.

Und nun also «Silenzio Stampa» in Ambri. Ach, was für ein Zirkus, was für ein Drama! Mit dem offiziellen Einverständnis der Liga (!) hat Ambri das umfassendste «Medienverbot» unserer Hockey-Geschichte erlassen: Es geht nicht nur um eine «Silenzio Stampa» nach dem Spiel vom Freitag gegen Ajoie. Ab sofort gilt ein absolutes Verbot für alle Medienkontakte. Ausdrücklich gibt es für alle Spieler und Funktionäre auch ein Verbot für telefonische Auskünfte. Also ein «Hosentelefon-Verbot».

Gemäss Liga-Manager Denis Vaucher wird die Lage am Sonntag neu beurteilt. Man habe Verständnis dafür, dass Ambri mit dieser Massnahme zur Ruhe kommen wolle. Allerdings müssen Spieler und Trainer gegenüber dem TV-Rechteinhaber MySports nach dem Spiel gegen Ajoie Rede und Antwort stehen. Dazu sind sie vertraglich verpflichtet.

Aber die Weisung ist ergangen, dass nur Fragen zum Spiel gestellt werden dürfen. Ob die Massnahme den gleichen Effekt haben wird wie bei der WM 1982 für die Italiener, ist ungewiss.

Und eingehalten wird die «Silenzio Stampa» auch nicht. Obwohl das «Hosentelefon-Verbot» in Kraft ist, gibt es einen interessanten telefonischen Hinweis aus dem Kreis der verlässlichen Gewährsleute. Sozusagen «Hochverrat am Hosentelefon»: Der Chronist möge doch beachten, dass Präsident Filippo Lombardi sein Amt nur zur Verfügung gestellt habe. Das bedeute noch lange nicht, dass der grosse Vorsitzende dann auch tatsächlich zurücktreten werde. Es könne sehr gut sein, dass er einfach die Krise aussitzen und weitermachen wolle wie bisher.

Das ist in der Tat denkbar: Seine Freunde halten die Mehrheit der Aktien. Nur sie könnten ihn zum Rücktritt zwingen bzw. abwählen. Aber halten die Freunde zusammen? Sagt ein wahrer Ambri-Romantiker hoffnungsfroh am «Hosentelefon»: «Vielleicht gibt es ja auch im Verwaltungsrat einen Judas …»

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24 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Realmasterofdesaster
08.10.2025 19:36registriert September 2017
Ein Hoch auf Klaus, für mich immer noch der Investigativ Eishockeyreporter der CH Neuzeit… immer charmant, aber mit allen Wassern gewaschen. Und das Sacktelefon vibriert diese Woche am Laufmeter… Leider hat sich vieles abgezeichnet… die Ambri Posse ist unsäglich, aber bestes Kino 🍿🏒🍺
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Roomba Hafen
08.10.2025 19:40registriert August 2024
Warum sollte es das Problem der Liga sein, wenn sie in Ambri einen auf Kindergarten machen..?
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Bruno Wüthrich
08.10.2025 20:24registriert August 2014
Wenn der grosse Vorsitzende nicht zurücktritt, wird er damit ein rechtes Stück kleiner.

Er hat das Theater angerichtet. Trotzdem hätte er sein Amt nicht zur Verfügung stellen müssen, immerhin hat er in Ambri sehr viel bewirkt. Aber er hat es getan, und in den meisten Fällen heisst dies Rücktritt.

Jetzt nicht zurückzutreten, ist sehr scheinheilig.
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